Regine Neuhauser-Riess stand vor einem überfluteten Pfarrhauskeller. Das Wasser stieg und stieg. In diesem Moment dachte sie nur: „Wen muss man anrufen, wie reagieren?“
Das Wichtigste im Überblick
- Regine Neuhauser-Riess: Dozentin, Sportverein, politisches Engagement
- Übernahme des Kirchenvorstandsvorsitzes im März 2023
- Theologische Begründung: Berufung aller Getauften
- Praktischer Nutzen der Ausbildung: Netzwerk und Know-how
- Wachsende Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit in Gemeinden
Die Situation in der 1000-Seelen-Gemeinde Rottenbauer bei Würzburg war dramatisch. Selbst langjährige Kirchenvorsteher wussten nicht, wie sie handeln sollten.
Diese Lücke schließt die Ausbildung zum Gemeindekurator. Seit sechs Jahren können sich Ehrenamtliche entsenden lassen. Bisher haben 64 Menschen die drei Kurse absolviert.
Der Kurs wird vom Amt für Gemeindedienst organisiert. Themen sind Finanzen, Verwaltung und Ehrenamtsgewinnung. Auch Öffentlichkeitsarbeit und Gebäudemanagement stehen auf dem Plan.
Martin Simon betont: Ehrenamtliche seien weder „Pfarrer light noch Lückenbüßer“. Die Unterstützung für Pfarrer und Pfarrerin wird immer wichtiger.
Die Kirche wird angesichts eines Personalrückgangs um 50 Prozent bis 2050 ehrenamtlicher werden müssen. Jeder Ort braucht solche engagierten Menschen.
Persönliche Einleitung: Warum ich mich für dieses Engagement entschieden habe
Regine Neuhauser-Riess lebt ein Leben voller Verantwortung. Als Dozentin für Pharmazie steht sie täglich vor Studierenden. Doch ihr Engagement hört hier nicht auf.
Sie ist aktiv im Sportverein und bei den Würzburger „Omas gegen Rechts“. Seit März 2023 trägt sie eine zusätzliche Last: den ersten Vorsitz des Kirchenvorstands.
„Jahrelang konnte man sich als Gemeindemitglied zurücklehnen“, erklärt sie. „Doch wo künftig Hauptamtliche fehlen, müssen ehrenamtliche Menschen einspringen.“
Die Entscheidung für diese Arbeit war dramatisch. Normalerweise übernehmen Pfarrer diesen Job. Für Regine bedeutete es eine enorme Mehrfachbelastung.
„Mein Traum wäre es, das evangelische Gesicht in einem Altenheim zu sein“
Für Dieter Prager war die Ausbildung eine echte Erleuchtung. „Jetzt weiß ich, wo die wichtigen Personen sitzen, und kann sie ansprechen“, sagt er begeistert.
Theologisch begründet sich dieses Engagement einfach: „Alle Getauften sind berufen, Priesterinnen und Priester zu sein.“
Diese ehrenamtlichen Gemeindekuratoren übernehmen immer mehr Verantwortung. Sie gestalten Veranstaltungen, koordinieren Aufgaben und unterstützen den Gemeindedienst.
Das Wichtigste im Überblick: Gemeindekurator werden
Ein Ruf ging durch Bayern – 20 engagierte evangelische Ehrenamtliche folgten 2022 der Einladung zur Gemeindekurator-Ausbildung. Dieser Moment veränderte ihr Leben in der Gemeinde nachhaltig.
Die rechtlichen Grundlagen schaffen Sicherheit. Die Kirchengemeindeordnung KGO § 47 und das Ehrenamtsgesetz EAG bilden das Fundament. Jeder Teilnehmer erhält klare Rahmenbedingungen für seine Aufgabe.
Der Kursumfang ist intensiv und gut strukturiert. Es beginnt mit einem Orientierungstag. Dann folgen vier zweieinhalbtägige Module. Eine Auswertungseinheit mit Ortspfarrern rundet die Ausbildung ab. Vernetzungstreffen halten die Gemeinschaft lebendig.
Die vier Module decken alle wichtigen Themen ab:
- Kirche als Heimat erhalten
- Gemeindliches Leben koordinieren
- Kirchengemeinde und Kommunikation
- Kirchengemeinde als Organisation
Ein Teilnehmer schwärmt: „Der Kurs ist ausgezeichnet organisiert und lohnt sich sehr!“ Die praktischen Tips sind sofort umsetzbar.
In Workshops lernen alle, ein Grußwort zu sprechen. Vakanzbewältigung wird trainiert. Gebäudemanagement und Verwaltungsdienstleistungen stehen auf dem Plan. Die Kommunikation nach innen und außen wird perfektioniert.
Ausbildungsphase | Dauer | Inhalte | Besonderheit |
---|---|---|---|
Orientierung | 1 Tag | Einführung & Kennenlernen | Erster Kontakt mit Teilnehmerfeld |
Module 1-4 | 4 x 2,5 Tage | Praktische Gemeindearbeit | Intensive Workshop-Phasen |
Auswertung | 1 Einheit | Reflexion mit Pfarrern | Persönliches Feedback |
Vernetzung | Regelmäßig | Austausch & Weiterbildung | Langfristige Gemeinschaft |
Technische Skills werden vermittelt. Alle Teilnehmer lernen das ELKB-Intranet kennen. Die ELKB-Cloud wird intensiv genutzt. Diese Tools erleichtern die Arbeit in jeder Woche.
Geistliche Impulse stärken und bereichern. Ein Absolvent erzählt: „Wertvolle geistliche Impulse haben uns gestärkt und bereichert.“ Die Verbindung zur Kirche wird vertieft.
Am Ende steht das Erfolgszertifikat. Die erfolgreiche Teilnahme wird feierlich bestätigt. Dieses Dokument öffnet Türen für die Arbeit mit dem Pfarrer vor Ort.
Die rechtliche Sicherheit ist garantiert. Jeder Kirchenvorstand beschreibt das Tätigkeitsfeld in einer Dienstvereinbarung. So entstehen klare Antworten auf alle Fragen zur Verantwortung.
„Sehr wertvoll ist die Gemeinschaft im Teilnehmerfeld – hier entstehen Freundschaften fürs Leben“
Diese Ausbildung formt moderne Gemeindekuratoren. Sie meistern Herausforderungen wie Profis. Die Zukunft der Gemeinden liegt in ihren Händen.

Die vielfältigen Aufgaben eines Gemeindekurators
Stefan Roblick steht mitten im Chaos: Konfirmationsvorbereitung, defekte Hezizung, Gemeindeblatt-Druck. Der 54-jährige Diplom-Ingenieur arbeitet 20-25 Stunden wöchentlich ehrenamtlich. „Stellenweise weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht“, gesteht er.
Seine Verantwortung umfasst alles von Baufragen bis Technik. Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsplanung gehören dazu. Auch die Koordination von Arbeitsgruppen liegt in seinen Händen.
Koordinierung und Verwaltung im Gemeindeleben
„Meine Aufgabe ist es, die Arbeit zu koordinieren zwischen Pfarramt, Pfarrerschaft und Gemeinde“, erklärt Stefan. Besonders herausfordernd: zwei Pastorinnen mit je Viertelstelle. Da muss jemand den Überblick behalten.
Seine technische Ausbildung hilft ihm täglich. „Physikalische und verfahrenstechnische Grundlagen kann man mitunter auch in der Kirche gebrauchen“, lacht er. Besonders bei Heizungsproblemen – die passieren „mit Vorliebe zu Heiligabend“.
Kommunikation nach innen und außen
Stefan sitzt „viel und gern am Laptop“. Er entwirft Plakate und Handzettel für Veranstaltungen. Das Gemeindeblatt koordiniert er ebenfalls. Die Kommunikation ist sein Steckenpferd.
„Ich plane sehr gerne Veranstaltungen, also Veranstaltungslogistik“, schwärmt er. Konfirmationen, übergemeindliche Arbeitskreise – alles muss perfekt laufen. Die Unterstützung der Pfarrerin ist dabei zentral.
Unterstützung des Kirchenvorstands und Pfarramts
Emotionale Herausforderungen meistert Stefan mit Respekt. „Ich scheue mich immer ein bisschen, wenn ich eine Andacht ausgestalten soll“, gesteht er. Doch genau das macht die ehrenamtlichen Aufgaben so wertvoll.
„Seine Arbeit entlastet uns enorm – ohne Stefan wären viele Veranstaltungen unmöglich“
Der Kurs half ihm, Struktur in den Alltag zu bringen. Die Landeskirche bietet damit praktische Hilfe für engagierte Menschen wie ihn. In vielen Gemeinden werden solche Gemeindekuratoren jetzt gebraucht.
Regine Neuhauser-Riess bestätigt: „An jedem Ort braucht es solche Menschen.“ Der Kirchenvorstand gewinnt durch diese Unterstützung an Handlungsfähigkeit.
Zukunftsperspektiven und Entwicklungschancen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Bis 2050 erwartet die evangelische Kirche einen Personalrückgang um 50 Prozent. Dieser Wandel zwingt zum Umdenken. Ehrenamtliche Gemeindekuratoren werden zur tragenden Säule.
Pfarrerin Susanne Trimborn sieht darin keine Bedrohung, sondern eine Chance. „Das Amt ist eine Zukunftsvision für Kirche“, erklärt sie mit Überzeugung. Ihre emotionale Zukunftsvision gibt vielen Hoffnung.
Die Rolle in Zeiten des Personalwandels
Der Blick nach Österreich zeigt: Nur jeder vierte Gottesdienst wird dort von einem Pfarrer gehalten. Die Geschäftsleitung liegt häufig bei ehrenamtlichen Kuratoren. Sogar die Hälfte der Oberkirchenräte besteht aus Ehrenamtlichen.
Diese Entwicklung bringt mehr Verantwortung für engagierte Menschen. Sie übernehmen Aufgaben, die früher Hauptamtliche erledigten. Die Arbeit wird anspruchsvoller, aber auch erfüllender.
„Ich wünsche mir, dass es für Kirche gut weitergeht und Gemeinden neue Perspektiven haben“
Ein Gemeindekurator betont: „Kein Pfarrer werde wegen eines Gemeindekurators arbeitslos. Ich bin keine Konkurrenz, ich bin ein Mitarbeiter.“ Diese Einstellung ebnet den Weg für erfolgreiche Zusammenarbeit.
Neue Modelle des Miteinanders von Haupt- und Ehrenamt
Innovative Modelle entstehen: In vielen Gemeinden übernehmen Kuratoren die Geschäftsleitung. Sie bringen praktische Expertise aus ihrem kirchenfernen „Brotberuf“ ein. Diese Vielfalt bereichert das Gemeindeleben.
Die nächsten Jahren werden spannend. Veranstaltungen werden gemeinsam geplant. Der Gemeindedienst verändert sich grundlegend. Viele Fragen sind noch offen, aber die Richtung stimmt.
Rechtliche Forderungen werden laut: „Die Kuratoren brauchen eine bessere Verankerung in der Kirchengemeindeordnung“, fordert ein Experte. Klare Rahmenbedingungen sichern die wichtige Arbeit ab.
Ein regelmäßiger Newsletter informiert über neue Entwicklungen. So bleibt das Netzwerk lebendig. Das gemeinsame Leben in der Gemeinde gewinnt an Tiefe und Qualität.
Fazit: Gemeindekuratoren als tragende Säule der Zukunft
Die Kirche bewahrt ihre Strahlkraft durch engagierte Ehrenamtliche. Regine Neuhauser-Riess betont: „Mithilfe der Gemeindekuratoren bleibt unsere Gemeinde lebendig.“
Martin Simon erklärt: „Hochengagierte Ehrenamtliche erhalten optimale Unterstützung.“ Der Kurs vermittelt praktische Grundlagen für jede Aufgabe. Die Kommunikation zwischen Pfarrer und Pfarrerin verbessert sich spürbar.
Dieter Pregers Traum wird Wirklichkeit: „Ich möchte das evangelische Gesicht im Altenheim sein.“ Seine Tipps helfen der Gemeinschaft jede Woche. Neue Themen entstehen durch die Vernetzung.
2023 startet ein neuer Kurs. Die Teilnahme lohnt sich für jede Kirche. Jetzt fehlen nur noch angepasste Kirchengesetze für diese Gemeindekuratoren.