Mitten im Herzen der Altstadt, direkt am pulsierenden Cours Saleya, liegt ein barockes Meisterwerk, das seit 1921 als Monument Historique geschützt ist. Doch im Jahr 2002 stand die Kapelle kurz vor dem Zusammenbruch – ein dramatisches Ereignis, das ihre Bedeutung noch einmal unterstrich.
Die leuchtend gelbe Fassade der Kapelle bildet einen beeindruckenden Kontrast zum blauen Himmel. Sie ist ein echter Hingucker, der Besucher aus aller Welt anzieht. Hinter diesen Mauern verbergen sich elliptische Wunder, vergoldete Stuckaturen und ein Messbuch aus dem 15. Jahrhundert.
Die Kapelle ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein Ort der Spiritualität. Sie strahlt eine besondere Ruhe aus, obwohl sie von den lebhaften Gassen und dem berühmten Blumenmarkt umgeben ist. Ein Besuch hier ist wie eine Reise in die Vergangenheit – voller Geschichte und Schönheit.
Die Geschichte der Chapelle de la Miséricorde
Die Geschichte der Kapelle beginnt im 18. Jahrhundert, geprägt von dramatischen Ereignissen. Erbaut zwischen 1747 und 1770, ist sie ein Werk des berühmten Turiner Architekten Bernardo Antonio Vittone. Mit nur 400 m² schuf er ein barockes Meisterwerk, das bis heute beeindruckt.
Ursprünglich war die Kapelle Teil des Theatiner-Couvent, das über Salzlagern errichtet wurde. Dieser ungewöhnliche Standpunkt führte zu einem historischen Konflikt: Salzlager versus Sakralbau. Doch die Kapelle überdauerte und wurde 1921 als Monument Historique geschützt.
In den 1980er Jahren und erneut 2002 drohte die Kapelle zusammenzubrechen. Risse im Gebäude, verursacht durch den Bau einer Tiefgarage, machten eine umfassende Sanierung notwendig. Ab 2009 wurde die Fassade in einer 14-monatigen Restaurierung gerettet.
Ein Zeitzeuge erinnert sich:
„Nice-Matin titelte 2002: ‚Die Kapelle zittert – wird Nizza sein barockes Herz verlieren?'“
Doch dank der Anstrengungen der Restauratoren steht die Kapelle heute wieder in voller Pracht da.
Architektonische Meisterwerke der Chapelle de la Miséricorde

Ein barockes Meisterwerk, das die Augen aller Besucher fesselt. Die Kapelle ist nicht nur ein Ort der Spiritualität, sondern auch ein Zeugnis architektonischer Kunst. Jedes Detail erzählt eine Geschichte – von der Fassade bis zum Inneren.
Die barocke Fassade
Die leuchtend gelbe Fassade ist ein Blickfang. Sie wurde exakt an den Farbton der Altstadt angepasst – ein Machtwort des Denkmalschutzes. Klassische Barockelemente verschmelzen mit Turiner Einflüssen. Bernardo Antonio Vittone schuf damit ein einzigartiges Kunstwerk.
Das Innere: Ein Blick in die elliptische Nef
Betritt man die Kapelle, fällt der Blick sofort auf die elliptische Nef. Sie wird von vier halbkreisförmigen chapelles latérales flankiert. Jede dieser Seitenkapellen erzählt mit ihren Stuckengeln eine eigene Heiligenlegende. Das Deckenfresko täuscht einen offenen Himmel vor – ein barocker Virtual-Reality-Effekt des 18. Jahrhunderts.
Die Integration von Kloster und Kapelle
Ein architektonisches Rätsel: Wie schaffte es Vittone, zwei Stockwerke in ein Gebäude zu pressen? Die Lösung: Die Superpositionstechnik. Das Kloster im Obergeschoss ist durch Oculi-Fenster von der Kapelle getrennt. Vom Treppenaufgang gegenüber lässt sich diese versteckte Struktur entdecken.
Künstlerische Schätze in der Chapelle de la Miséricorde

Hinter den Mauern der Kapelle verbergen sich Meisterwerke vergangener Jahrhunderte. Jedes Kunstwerk erzählt eine eigene Geschichte und zeigt die Verbindung von Kunst und Spiritualität. Von Gemälden bis zu liturgischen Gegenständen – hier wird Geschichte lebendig.
Die Jungfrau der Barmherzigkeit von J. Mirhalet
Ein Highlight ist das Gemälde „Jungfrau der Barmherzigkeit“ von J. Mirhalet. Es befindet sich in der Sakristei und zeigt die Jungfrau Maria in einem Schutzmantel. Dieses Werk ist nicht nur ein religiöses Symbol, sondern auch ein politisches Statement gegen die Pest.
Werke von Louis Bréa und andere Kunstwerke
Ein weiteres Meisterwerk ist das Gemälde von Louis Bréa. Es zeigt ein ähnliches Thema wie Mirhalets Werk, doch Experten streiten sich bis heute: Ist es eine echte Signatur oder eine geniale Fälschung?
„Die Debatte um Bréas Werk bleibt spannend – ein echter Kunst-Krimi.“
Liturgische Gegenstände und das Messbuch von 1442
Die Kapelle beherbergt auch seltene liturgische Gegenstände. Ein besonderes Highlight ist das Messbuch von 1442 – das einzige bekannte Exemplar im Bistum Nizza. Legenden besagen, dass es Blutspuren eines Priesters enthält.
- Vergoldete Stuckaturen und Marmorimitationen zieren die Ausstattung.
- Ein Reliquiar soll Haare eines unbekannten Heiligen enthalten.
Mehr über diese faszinierenden Objekte erfahren Sie hier.
Fazit
Ein Besuch hier ist mehr als nur ein Blick in die Vergangenheit – es ist eine Reise durch Kunst und Spiritualität. Die Kapelle ist heute ein lebendiger Ort, der regelmäßige Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen beherbergt. Täglich geöffnet, lädt sie Besucher ein, ihre Schönheit außerhalb der Messzeiten zu erkunden.
Verpassen Sie nicht den Abend, wenn die Sonne die Fassade in Orange taucht – ein Schauspiel wie aus dem Märchenbuch. Kombinieren Sie den Besuch mit dem Morgenmarkt am Cours Saleya, wo frische Blumen ihren Duft bis in die Kapelle tragen.
Experten warnen jedoch: Steigende Meeresspiegel könnten das Fundament bis 2050 gefährden. Sehen Sie dieses Monument Historique, solange es steht. Von Salzlagern zu Gotteslob – diese Kapelle überlebte Kriege, Bagger und Instagram-Touristen. Ein echter Kämpfer der Ville!